Bericht über die Pro Choice Demo und anschließende Aktionen anlässlich des christlich-fundamentalistischen „1000 Kreuze Marsches“ in Salzburg

Am Donnerstag den 25. Juli 2019 fanden in Salzburg vielseitige Proteste gegen den von HLI und Euro Pro Life veranstalteten sogenannten „1000 Kreuze Marsch“ statt, bei dem christlich fundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen gegen das Recht auf Selbstbestimmung und einen freien Zugang zu Schwangerschaftsabbruch weiße Holzkreuze durch die Stadt tragen.
Der Tag begann mit der Pro Choice Demo am Hauptbahnhof um 11.30 Uhr, bei der sich über 170 Menschen einfanden, um für einen freien und anonymen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen, Selbstbestimmung, geschlechtliche Vielfalt und gegen die Instrumentalisierung von Menschen mit Behinderung zu demonstrieren. Auch aus anderen Städten waren Aktivist_innen angereist um an der Demo teilzunehmen. Zwei Aktivistinnen aus Deutschland wurden an der Anreise gehindert und in Freilassing festgehalten.
Gegen 12.00 Uhr ging die Demo über die Rainerstraße und Franz- Joseph Straße in die Linzergasse, wo ein Redebeitrag vor der Kirche der Petrus Brüder abgehalten wurde. Diese fallen immer wieder durch Antisemitismus und antifeministischen Ideologien auf. Danach ging der Demozug durch die gut besuchte Linzergasse bis zum Platzl, wo die Abschlusskundgebung mit einem Redebeitrag zu Selbstbestimmung und dem Recht auf Abtreibung in leichter Sprache endete. Dem Aufruf zum anschließenden Blockieren des „1000 Kreuze Marsches“ folgte ein Großteil der Demo. Um 14.30 Uhr fanden sie sich am Mozartplatz ein, wo an die 70 Fundis gerade ihren „Gebetszug“ starten wollten. Sie wurden mit Parolen, Trillerpfeiffen, Transpis und Plakaten daran gehindert ihre fundamentalistischen Propaganda hör und sichtbar zu machen. Schon nach 20 Metern, als der „Gebetszug“ , von Pro Choice Aktivist_innen begleitet, in die Kaigasse einbog, wurden sie erfolgreich blockiert. Über 30 Aktivist_innen sperrten die Straße mit Transparenten und stellten sich den Fundis lautstark in den Weg. Mindestens eine halbe Stunde stand der „Gebetszug“ still und wurde mit Parolen und Lärm beschallt. Daraufhin kesselte die Polizei die erste Blockade und die Fundis mussten die Route ändern und zurückgehen. Auch hierbei wurden sie stetig von Pro Choice Aktivist_innen begleitet.
Auf der Karolinenbrücke hatten die Fundis geplant Rosen für die „ungeborenen Kinder“ in die Salzach zu werfen. Dort gab es eine weitere Blockade, die sie daran hinderte ihre ultra religiöse „Zeremonie“ abzuhalten. Durch den lautstarken aktivistischen Widerstand, wurden die Fundis aus der Stadt gedrängt. Die „Rosen Zeremonie“ konnte nur in einer Ecke des Volksgarten Parks stattfinden. Um dorthin zu gelangen musste die Polizei die Blockade gewaltsam wegschieben.
Auch im Volksgarten blieben sie nicht ungestört. Zu ihrem eigenen Schutz musste die Polizei die fundamentalistische Schlusskundgebung einkesseln um weitere Störungen zu vermeiden. Während die Fundis ihre „Rosen Zeremonie“ abhielten wurden sie über eine Stunde von Pro Choice Aktivist_innen mit lauten Gesang aus einem „Anarcha-Feministischen Gebetsbuch“ übertönt. Umgedichtete Kirchenlieder wie „Freiheit unser du heißt Feminismus“ sollen Ihnen noch lange im Ohr bleiben.
An die 30 Personen wurden während der ganzen Zeit in der Kaigasse festgehalten und einzeln aus dem Kessel gezogen, um ihre Identität festzustellen. Viele von ihnen wurden daraufhin auch ins Polizeianhaltezentrum gebracht. Als nur noch wenige Leute im Kessel waren kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Polizei, bei der eine Person von mehreren Polizisten zu Boden gerissen und fixiert wurde. Eine weitere Person soll laut der Polizei einen Polizisten niedergerannt haben und ihr droht dadurch eine Anzeige wegen Widerstand. Sie wurden ebenfalls ins Polizeianhaltezentrum gebracht.
Dort warteten bereits über 30 Aktivist_innen solidarisch auf die Gefangenen mit Essen, Kuchen und kalten Getränken. Gegen 19.30 Uhr wurden die letzten Aktivist_innen freigelassen. Allen Blockadeteilnehmer_innen wird nicht-Einhaltung des 50 Meter Sicherheitsabstandes zum „1000 Kreuze Marsch“ vorgeworfen.
Das heißt für uns: wir werden bald Geld benötigen, denn wir lassen keine Person mit ihrer Repression alleine. Wenn ihr die Möglichkeit habt, stellt doch eine Soli Kasse für die Repressionskosten auf. Macht ein Solikonzert, fragt eure Oma um Geld oder plündert „andere Geldquellen“.
Für die Leute, die selber von Repression im Zuge der Pro Choice Proteste betroffen sind: Ihr seid nicht allein! Bei rechtlichen Fragen wendet euch vertrauensvoll an die Rechtshilfe. Jeden 1. und 3. Montag im Monat ab 19 Uhr in der Ulrike-Gschwandtner-Straße 5 (ARGEkultur), 1. Stock gleich rechts.
Falls ihr sonst irgendwie Unterstützung braucht könnt ihr euch auch gerne bei unsern lokalen linken Strukturen melden. Zum Beispiel im Infoladen, der Autonomen Wohnfabrik, dem Anna 96 und im Sub. Kommenden Donnerstag, den 1. August von 18-22.00 Uhr habt ihr die Möglichkeit ins Atelier, Elisabethstraße 11 zu kommen, falls ihr Redebedarf habt. Vorfälle mit der Polizei können psychisch belastend sein. Wir lassen euch auch damit auf keinen Fall alleine.
Nach der Demo ist vor der Demo: der nächste „Marsch fürs Lebens“ der Fundis in Salzburg ist für den Herbst angekündigt. Natürlich nicht ohne unseren Widerstand. Meldet euch, wenn ihr mit uns gegen diese fundamentalistische, antifeministische und reaktionäre Propaganda kämpfen wollt. Es ist dringend notwendig.
Auch jeden 1. Samstag im Monat brauchen wir Unterstützung. An diesen Tagen beten die Fundis vor dem Landeskrankenhaus, in dem auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. An ihnen müssen ungewollt Schwangere vorbei die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden haben. Auch wir sind mit Transparanten vor Ort. Wir werden nicht aufhören, solange sie ihr antifeministisches Weltbild verbreiten. Dazu braucht es noch größeren und lauteren Protest. Darum kommt doch um 9 Uhr an jedem ersten Samstag im Monat vor das Landeskrankenhaus.
Stay tuned. Aktuelles und mehr Infos auf unserem Blog:
prochoicesbg.noblogs.org

Denn: Pro Choice is Ois!

Den Frauen ihr Recht: Filmabend und Diskussion

Dein Körper ist dein Recht! Du solltest selbst entscheiden können, was mit ihm geschieht! Wie ist die Lage jetzt? Wenn du ungewollt schwanger bist, ist ein Abbruch lediglich unter gewissen Bedingungen straffrei.
Und selbst diese Straffreiheit steht auch heute wieder zur Diskussion.

Informiere dich und komm zum Filmabend!
“Der lange Arm der Kaiserin” mit anschließendem Gespräch mit der Regisseurin Susanne Riegler und Raum für Fragen und Inputs.

Wann? Am 23. Juli von 17:30 bis 19:30
Wo? Im HS E.003 im Unipark Nonntal

Eine Veranstaltung vom Frauenvolksbegehren und der ÖH Uni Salzburg, unterstützt vom Verein PiA.

Nicht nur in Österreich ist ein Kreuzzug gegen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, zu beobachten. In den meisten Ländern ist ein Abbruch zwar bis heute verboten und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei, aber selbst diese Straffreiheit wird immer wieder angegriffen.

Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen dafür, selbst über ihren Körper entscheiden zu dürfen. Mindestens ebenso lang führen
religiöse und politische Interessen zu staatlichen Kontrollen dieser reproduktiven Rechte. Diese und weitere Perspektiven auf die Geschichte des Schwangerschaftsabbruchs werden im Film “Der lange Arm der Kaiserin” dokumentiert. Wir laden die Regisseurin Susanne Riegler für einen Filmabend nach Salzburg ein. Gemeinsam wollen wir mit ihr über die historischen Veränderungen der Abbruchpraxis in Österreich ins Gespräch kommen und über geeignete Widerstandsformen gegen das herrschende entmündigende Klima diskutieren.

Wir wollen diese Entscheidung selbst treffen!

Pro Choice Demo:
25. Juli um 11:30
Treffpunkt: Hauptbahnhof
Für feministischen Widerstand!

 

Zine-Präsentation: “Nebenwidersprüche 2: Toxische Männlichkeit”

Lesung aus der neuesten Ausgabe des anarchafeministischen Fanzines „Nebenwidersprüche“ zum Thema „Toxische Männlichkeit“

Wo: SUB, Müllner Hauptstraße 11, 5020 Salzburg

Wann: 15. 7. 2019, 19 Uhr

Freier Eintritt.

Der Begriff der Toxischen Männlichkeit ist aktuell in aller Munde. Antifeminist*innen deuten diesen als Inbegriff feministischen männerhasses, der aller männlichkeit einen toxischen Charakter unterstellt. Jedoch geht es bei diesem Begriff um etwas anderes: Nämlich darum, die Aspekte einer idealisierten männlichkeit herauszufiltern, die schädlich bis hin zu tödlich für andere Menschen aber auch für die betroffene Person selbst sind: Empathielosigkeit, die Verurteilung von Schwäche, die Verachtung alles Weiblichen, Rücksichtslosigkeit, Waghalsigkeit und viele mehr. Dabei werden alle diese angeblich „natürlich männlichen“ Charakterzüge als gesellschaftlich konstruiert entlarvt, damit als erlernt und auch wieder verlernbar betrachtet.

Die Herausgeber*innen des anarchafeministischen Fanzines „Nebenwidersprüche“ haben sich in ihrer neuesten Ausgabe ausführlich mit dem Thema Toxische Männlichkeit auseinandergesetzt. Im Zuge dieser Veranstaltung werden sie aus dem Heft lesen und im Anschluss mit euch über Aspekte Toxischer Männlichkeit diskutieren.

Nebenwidersprüche wird herausgegeben von kA★oS in Zusammenarbeit mit der Antisexistischen Aktion München.