Unsichere Schwangerschaftsabbrüche sind eine der häufigsten Todesursachen von Frauen weltweit, mit geschätzten 25 Millionen unsicheren Abtreibungen pro Jahr.
Lateinamerika. In der Region gibt es die restriktivsten Abtreibungsgesetze weltweit, gleichzeitig werden hier im Durchschnitt die meisten Abtreibungen durchgeführt.
Sicher ist, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nicht primär mit der jeweiligen Gesetzgebung eines Landes zusammenhängt. Vielmehr scheint eine direkte Verbindung zwischen dem Einfluss der Kirche, dem Grad der Sexualaufklärung der Bevölkerung und der Abtreibungsrate zu bestehen. Im Folgenden sollen die Beispiele Mexiko und Guatemala die Situation illustrieren.
Mexiko. Abtreibung ist hier die vierthäufigste Todesursache bei Frauen im gebärfähigen Alter. Hier ist der gerade in den ländlicheren und konservativeren Gegenden Mexikos weiterhin große Einfluss der katholischen Kirche hervorzuheben. So reagiert sie mit vehementer Ablehnung auf jede Kampagne, die den Gebrauch von Verhütungsmitteln propagiert.
Guatemala. Pastoren der neuen Pfingstbewegung und konservative ParlamentarierInnen fordern ein „Gesetz für das Leben und die Familie“. Mit diesem Gesetz sollen auch spontane Schwangerschaftsabgänge kriminalisiert werden. Darüber hinaus soll jegliche Einforderung nach einer Debatte über therapeutische Abtreibungen unter Strafe gestellt werden.
In beiden Ländern werden ehemals Schwangere nach Fehlgeburten regelmäßig zu Haftstrafen verurteilt. Grundsätzlich und in allen Fällen strafbar und als Mord verfolgbar sind Abbrüche in El Salvador, Nicaragua, Honduras , Chile, Haiti und Surinam. Dies gilt auch für Schwangerschaften nach Vergewaltigungen und bei Lebensgefahr für die Schwangere. In El Salvador kam kürzlich Teodora del Carmen Vásquez frei, nachdem sie über ein Jahrzehnt hinter Gittern verbringen musste. Grund dafür war eine Fehlgeburt. Sie war des Mordes schuldig gesprochen und ursprünglich zu 30 Jahren verurteilt worden.
Nordamerika
In den USA zielen bestens organisierte AbtreibungsgegnerInnen mit ihren Vorstößen auf den Obersten Gerichtshof. Er soll ein Grundsatzurteil aufheben, das 1975 Abtreibungen landesweit legalisierte. Ob der rechten Mehrheit im Supreme Court (Brett Cavanaugh) gilt es als wahrscheinlich, dass dies gelingen wird. Speziell hier wird deutlich, was sich hinter dem Slogan ‚Für das Leben‘ verbirgt: ‚Pro-Lifer‘ sehen kein Problem darin, dass Mütter und Kinder in prekären Verhältnissen zu Opfern eines kaputten Gesundheitssystems werden.
Irland
Bis 2018 waren Abtreibungen in Irland selbst bei Vergewaltigung, Inzest oder einer tödlichen Fehlbildung des Fötus verboten. Damit war es eines der Länder mit den schärfsten Abtreibungsgesetzen in der EU. Bei einer Abtreibung drohten Frauen bis zu 14 Jahre Haft. Seit 1980 reisten geschätzt 170’000 irische Frauen nach Grossbritannien, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
Im Mai 2018 stimmte die irische Bevölkerung in einem Referendum mit großer Mehrheit für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbruch. Das Parlament beschloss daraufhin ein neues Gesetz zur teilweisen Legalisierung von Abbrüchen. Laut Amnesty International stehen Frauen in Irland allerdings immer noch vor Hürden, wenn sie einen Abbruch brauchen (Fristen, Indikationen).
Polen
Abtreibungen sind illegal. Verschiedene Indikationen können sie außer Strafe stellen. Konservative Kräfte versuchen in den letzten Jahren verstärkt, Abtreibungen in allen Fällen zu kriminalisieren, auch bei Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigung und Inzest oder bei ernsthafter Gefahr für Leib und Leben der Schwangeren. Der sogenannte Schwarze Protest schlug 2016 große Wellen, Menschenrechtsorganisationen richteten ihre Aufmerksamkeit auf Frauenrechte in Polen. Bis jetzt konnte durch den Protest Schlimmeres verhindert werden, ein geplantes Gesetz zur weiteren Einschränkung wurde verhindert.
Niederlande
Die Niederlande gehören zu den Ländern mit der besten Zugänglichkeit zu Abbrüchen weltweit. Dass sie auch zu den Ländern mit der geringsten Abtreibungsrate gehören, ist kein Zufall. Jugendliche werden dort umfassend in den Schulen und durch die Medien aufgeklärt, dazu kommt ein einfacher Zugang zu Verhütungsmitteln.
Vor diesem Hintergrund ist klar, dass wir keinerlei Rückschritte in der Gesetzgebung hinnehmen und christlichen FundamentalistInnen nicht das Feld überlassen werden. Die Notwendigen Rahmenbedingungen für echte Entscheidungsfreiheit müssen geschaffen werden, jegliche Einschränkungen sind strikt abzulehnen